Der Umbruch im Buchmarkt lässt sich (parallel zum Musikmarkt – wer erinnert sich noch daran?) ganz einfach an einer kompletten Veränderung der gewohnten Wertschöpfungskette festmachen. Während in den letzten 300 Jahren der Wert eines Buches vor allem in seiner physischen Beschaffenheit begründet lag (und der Autor dabei den geringsten Anteil hatte) dreht sich dieses Verhältnis nun komplett um.
Wer verdient alles an einem Papierbuch? Der Verlag mit seinen Leistungen von Auswahl, Lektorierung, Grafik und Marketing; der Drucker; der Papierhersteller; die Vertriebsorganisation; der Buchhändler; und der Autor. Sein Anteil am Vertriebserlös ist allerdings – und das kann man nie genug betonen – immer der geringste.
Mit Einführung des Amazon- und Apple Modelles stehen wesentliche Teile dieser Wertschöpfung „Buch“ vor der kompletten Austrocknung. Denn die Lagerung, Auslieferung und Verrechnung übernehmen die für 30 % des Umsatzes. Der Rest fließt dem Urheber zu (falls der Autor sich entschließt, im Eigenverlag zu veröffentlichen).
Wie der Börsenverein des deutschen Buchhandels anlässlich der kürzlich stattgefundenen Buchtage in Berlin feststellte, wird es wegen des erstarkenden eBook – Marktes in den nächsten Jahren kräftige Veränderungen in der Branche geben. Bis 2025 sollen, so das Ergebnis der Fachausschüsse, alle Printprodukte um etwa ein Viertel zurückgehen, den klassischen Buchhandel wird ein Umsatzrückgang von 31 % ereilen. Vor allem das Schul- und Lehrbuchgeschäft wird „radikal“ zurückgehen; die Campus – Buchhandlung wird laut Börsenverein gar „verschwinden“. Was bedeutet das für die Verlage?
Laut Börsenverein wird das eBook den Verlust im Printbereich wett machen – allerdings bedeutet diese These, dass wegen der zu erwartenden niedrigeren Preise für eBooks die Menge an ausgelieferten eBooks stark über dem jetzigen Volumen klassischer Printprodukte liegen müsste – die Konsumenten sollten dann eben einfach mehr lesen.
Antworten für die Buchhändler versuchte auf den Buchtagen auch Tchibo – Chef Markus Conrad zu geben; etwa der Rat, sich auf das Kerngeschäft zu konzentrieren… als wenn es bei Tchibo noch um Kaffee ginge.
Klar ist, dass ein klassischer Buchhändler an der Vermittlung eines eBooks keinen müden Cent verdient. Wer als Buchhändler heute als Vertriebskanal für die großen Verlage nichts als die Bestsellerliste und Neuheiten anbietet; und nur aus einem Standortvorteil preisgebundene Bücher verkauft, muss mit Sicherheit befürchten, dass ihm das eBook schmerzhafte Umsatzrückgänge bereiten wird.
Markus Conrad spricht denn auch von einer „Renaissance der kleinen Buchhandlungen“. An einem Ort, der Kunden anzieht, weil Beratung, Sortiment und Feeling ihnen zusagen, an einem solchen Ort werden auch in Zukunft gute Geschäfte getätigt werden. Es wird aber nicht nur um gedruckte Bücher gehen können.
Interview mit Markus Conrad, 55 Thesen zur Zukunft der Buchbranche
Wenn jetzt die elektronischen Bücher auch noch preiswert werden (Amazon Kindle macht ja bereits den Anfang), dann wird es spannend! Es kann ja nicht sein, dass Bücher zum Download in etwa dem Preis des gedruckten Buches entsprechen. Das Gleicht gilt natürlich gerade auch für Hörbücher!
Ganz spannend finde ich die Idee, dass sich die Autoren jetzt auch kürzer fassen (können), da der Konsument für den günstigen Preis kein "dickes Buch" mehr erwartet. Damit können die Kernaussagen auf das Wesentliche konzentriert werden, und massig unnötige "Füllseiten" wegfallen. (Natütlich nicht bei Belletristik)
Diese Hoffnung teile ich auch… leider fällt vielen Autoren das "kurz fassen" schwer und bei Eigenverlag ist oft die Rechtschreibprüfung bei Word die einzige Kontrollinstanz zwischen Schreibfluss und Veröffentlichung. Gut, dass es bei Amazon und Kindle die Möglichkeit gibt, die ersten 10 Prozent des Buches als Probe zu laden und sich der Leser so in aller Ruhe ein erstes Bild machen kann. Ich kann nur allen Selbstverlag – Autoren anraten, das Buch vor Veröffentlichung von guten (nicht nur wohlmeinenden!) Freunden lesen zu lassen…