Hinter dem vollmundigen Namen „Writers App“ steht kein Schreibprogramm, sondern ein klug aufgebauter Notizblock, der es erlaubt, Ideen für Kurzgeschichten und Romane schnell und strukturiert festzuhalten. Nicht mehr, und nicht weniger. 79 Cent dafür sind für jeden Autor gut angelegtes Geld.
Zurzeit werden die Buchhandelsplattformen von eBooks überschwemmt, die von freien Schriftstellern ohne Verlagsanbindung verfasst wurden. Drei wesentliche Merkmale unterscheiden Indie Bücher, von denen, die über Verlage erscheinen: Struktur, Stil und Rechtschreibung.
Verlage beschäftigen Lektoren, die nichts anderes tun, als Struktur, Stil und Rechtschreibung von Texten zu prüfen und zu korrigieren. Das ist teuer; schließlich müssen hunderte Seiten detailliert bearbeitet werden. Solange eBook Verkäufer im deutschen Amazon Forum bei Verkaufsmengen von mehr als 100 Stück in Jubel ausbrechen, ist eine Lektorierung in der Kalkulation nicht drin. Wie kann der Indie Autor also hier bestehen?
Die Rechtschreibung (inklusive Kommasetzung) in den Griff zu kriegen, wäre im Grunde nicht so schwer, da hier ausgefeilte Softwareprodukte vorhanden sind. Wer als Autor aus Spargründen mit Open Office arbeitet, muss sich im Klaren sein, was er seinen Lesern zumutet. Ich empfehle das Schreibprogramm Papyrus, da es mit dem Duden Korrektor (der besten Rechtschreib- und Grammatikprüfung) ausgeliefert wird – und zusätzlich eine gute Stilanalyse und Lesbarkeitseinschätzung bietet. Papyrus markiert gnadenlos Wortwiederholungen und Füllwörter, prangert Verbfaulheit an und meckert bei zu langen Sätzen.
Anders steht es bei der Struktur eines Romans: zwar bieten Programme wie Papyrus, ywriter oder Storyist teils umfangreiche Funktionen mit Karteikarten sowie Datenbanken zu Orten und Personen, doch ob ein Autor diese EDV-lastigen Funktionen tatsächlich nutzt, sei dahingestellt. Die Folge sind schwerfällige, wurstförmige Geschichten voller offener Enden, liegengebliebener Charaktere und übersehener Zusammenhänge.
Als Indie Autor („Visionen“, erschienen über epubli) kennt der Aschaffenburger Thomas Sillmann diese Dinge aus eigener Erfahrung: Im Erstberuf Fachinformatiker hat er die iPad und iPhone App „Writers App“ programmiert. Dieser Notizblock für Autoren verlangt in einem strukturierten Prozess nach einem Exposé, einer Prämisse und nach einem Plot. Erst wenn diese elementaren Fragen geklärt sind, können Kapitel, Personen und Orte angelegt werden.
Das war‘s auch schon mit der Writers App. Die Notizen werden per Mail exportiert – das Schreiben selbst steht dem Autor dann noch bevor.
Ein Kommentar
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