ebook Kartell: EU nimmt Apple und die Verlage aufs Korn

Der Verdacht der Kartellwächter: Apple könnte mit seinem „Agentur Modell“ gemeinsam mit den Verlagen den freien Wettbewerb behindern. Tatsächlich stiegen die eBookpreise in USA im letzten Jahr um etwa 25 Prozent an. Zurzeit legen die Verlage selbst die Preise der eBooks bei den Online Händlern fest – dahinter vermutet die EU Kommission eine verbotene Preisabsprache.

Bereits vor neun Monaten wurden die Verlage Hachette Livre (Frankreich), Harper Collins (USA), Simon & Schuster (USA), Penguin (Großbritannien) und die deutsche Verlagsgruppe Georg von Holtzbrinck Ziel einer Razzia: Die Verlage sollen sich insgeheim über die Preise von eBooks vereinbart haben, was einen Verstoß gegen das Kartellrecht darstellt.

Der iBook-Store von Apple gab dabei den Anstoß: Apple hatte 2010 das „Agency Modell“ durchgesetzt, nach dem jeder Verlag selbst den Preis seiner eBooks festlegt; beim Händler verbleibt eine feste Provision (bei Apple zurzeit 30 Prozent). Das verhindert letztlich die freie Preisentwicklung zwischen den Online Buchhändlern – tatsächlich kosten seit etwa einem Jahr die eBooks nicht nur mehr Geld, sondern sind auch auf allen Plattformen gleich teuer.

Amazon war gegen das Apple-Vertriebsmodell verschiedentlich vorgegangen: der größte Online Buchhändler bevorzugt das „Retailer Modell“, bei dem der Händler die Bücher zu dem Preis kauft, den der Verlag ausruft – das Produkt dann aber auf eigene Verantwortung anbietet. Das ermöglicht dem Händler, die Preise dem Markt anzupassen und die Bücher (wie in USA geschehen) zu Kampfpreisen anzubieten.

Obwohl die ganze Diskussion in Deutschland nicht unbedingt greift – hier herrscht die Buchpreisbindung, die stabile Preise bei den Händlern garantiert und den Wert eines Werkes für die Dauer seiner Verfügbarkeit festlegt – sorgen sich natürlich auch hierzulande die Verlage um den Wert der kommenden elektronischen Editionen ihrer Produkte.

Amazon hatte 2009 und 2010 eBooks zu extrem niedrigen Kampfpreisen angeboten, um sein Geschäft mit dem Kindle eReader anzutreiben. In den Augen der Verlage führte das insgesamt zu einer Wertminderung des eBooks in den Augen der Konsumenten. Letztlich gilt die Regel, dass ein einmal herabgesetzter Preis nur noch schwer anzuheben ist. Sollte in den nächsten Jahren die Verkaufsmenge der eBooks im Vergleich zu Printbüchern zunehmen, dann könnten stark verminderte Buchpreise die Umsätze der Verlage empfindlich treffen.


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Apple konnte seinen 2010 gestarteten eBook Store aus diesem Grund schnell etablieren: dadurch, dass durch das Agenturmodell die Verlage selbst die Verkaufspreise auf der Handelsplattform des iPhone und iPad festlegen konnten, waren viele Verlage bereit, ihre Produktlinien bei Apple zu anzubieten. Teilweise gab es 2010 bei Titeln, die bei Amazon und Apple gelistet waren, Preisunterschiede von mehr als 30 Prozent. Steve Jobs sagte dazu in einem Interview auf die Frage, wie er glauben könnte, dass Leser freiwillig teurere eBooks auf dem iPad kaufen würden: „Die Verlage können ja ihre Bücher aus dem Amazon Store entfernen – sie sind unglücklich!“

In der Folge erhöhte sich der Druck der Verlage auf Amazon, das klein beigab und das „Agency Modell“ Apples mit der 70:30 Provision übernahm. Tatsächlich stieg der durchschnittliche Preis der eBooks in den USA von etwa 9,90 $ auf nun 12,- bis 15 $ an. Die EU Kommission wird nun untersuchen, ob die Verlage und Apple eine rechtswidrige Vereinbarungen geschlossen und dadurch den freien Wettbewerb behindert haben. Zusätzlich werden auch die Konditionen der Handelsvertreterverträge der fünf eingangs genannten Verlage mit Einzelhändlern für den Absatz von elektronischen Büchern geprüft. Sollten sich die Bedenken der Kommission bewahrheiten, drohen nicht nur empfindliche Strafen: ein freier eBookmarkt wäre für die klassischen Verlage eine bedrohliche Zukunftsvision.

Quelle: Verlautbarung der EU Kommission

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