Haben Sie, liebe Leserinnen, den passenden Lebenspartner schon gefunden? Den Seelenverwandten, der Sie blind versteht und mit dem Sie durch dick und dünn gehen können? Den Gefährten, mit dem sie nicht nur eine tiefe Freundschaft, sondern auch eine leidenschaftliche Liebe verbindet? (Ein Gastbeitrag von Helke Böttger)
Falls ja: Herzlichen Glückwunsch! Falls nicht: Es könnte schlimmer kommen. Nämlich wenn der Vater einen Mann aussucht, der zwar in keiner Weise zu einem passt, weder die Wünsche und Hoffnungen für die Zukunft noch die Interessen teilt, aber das Leben bestimmen wird.
Dass wir deutschen Frauen in allen Dingen selbst entscheiden können, gehört erst seit erschreckend kurzer Zeit zu den Selbstverständlichkeiten des Alltags. Es ist noch keine hundert Jahre her, dass Frauen das Wahlrecht in Deutschland erhalten haben (1918, um genau zu sein). Erst in den späten 1950er Jahren wurde es gesetzlich festgelegt, dass Ehemänner nicht mehr einfach ein Dienstverhältnis ihrer Frau fristlos kündigen können. Und sage und schreibe erst seit 1977 darf die deutsche Frau auch ohne Einverständnis ihres Mannes erwerbstätig sein!
Doch das Buch, das ich heute vorstellen möchte, ist keine Abhandlung über die Rechte der Frauen, sondern eine Liebesgeschichte. Sie spielt jedoch in einer Zeit, in der unsere heutigen Freiheiten nicht selbstverständlich waren. Als es als Luxus galt, den Mann heiraten zu können, den man leidenschaftlich liebte. Es entstand im Andenken an meine Oma, die in dem Jahr, in dem „Verehrter Fremder“ spielt, geboren wurde und mir in meiner Kindheit an zahllosen Abenden aus ihren ersten Lebensjahren erzählt hat: von dem Dienstverhältnis ihrer älteren Schwester bei einer Gräfin; von der Sitte, Babysachen verschämt unter dem Tisch zu verstecken, sobald ein Mann den Raum betrat; davon, dass der Vater wie ein König über den Haushalt herrschte (ja, liebe Männer, das war wirklich mal so.) Sie ließ diese vergangene Welt für mich auferstehen: die Romantik eines Kaiserreiches, als die „Titanic“ noch für unsinkbar galt und die Frauen Korsetts und rauschende Kleider trugen – aber auch die Ängste und Sorgen der damaligen Menschen.
Verehrter Fremder
Historischer Liebesroman von Helke Böttger
Dresden im Deutschen Kaiserreich: Clara führt unter der Fuchtel ihres Vaters ein wenig aufregendes Leben …
Clara lebt ihre Freiheit nur in Büchern; und als sie in der Zeitung ein Gedicht liest, das ihr Herz berührt, wagt sie es: sie schreibt dem Autor einen Brief. Der Anfang einer schönen, romantischen Liebesgeschichte. Die dem herrischen Vater gar nicht behagt, denn schließlich hat er den passenden Schwiegersohn schon ausgesucht. Eine Hommage an die mutigen Frauen vor hundert Jahren, die für ihre Selbstbestimmung und Rechte kämpften! „Klare Kaufempfehlung für alle Nostalgiker!“ (ca. 155 Seiten) – hier kaufen!
Diese Welt möchte ich in „Verehrter Fremder“ erneut zum Leben erwecken. Doch vor allem die Liebe – die Suche nach dem Seelenverwandten, nach dem sich vermutlich jede von uns sehnt. Was würden wir aufs Spiel zu setzen, um ihn zu finden?