Buchempfehlung: „Der Tag, an dem mir das Leben schrieb“ von Nancy Salchow

Als ich mein erstes autobiografisches Buch „Das Leben, Zimmer 18 und du“ schrieb, ging es in erster Linie darum, meine Depressionen und meine Vergangenheit aufzuarbeiten und optimistisch nach vorn zu schauen. Anfangs war ich mir noch nicht mal sicher, ob ich diese Art von Schreib-Therapie überhaupt mit der Welt teilen würde. (Ein Gastbeitrag von Nancy Salchow)

Nancy Salchow

Als ich mich entschieden hatte, es zu tun, und darin den Fokus vor allem auf meine Begegnung mit Bastian legte, die zum entscheidenden Wendepunkt für mein Leben und meine Krankheit wurde, schlug mir eine regelrechte Welle von Briefen entgegen. Briefe von Menschen, die ähnliche Wege oder beinahe identische gehen mussten, um zu sich selbst zu finden. Und immer wieder erreichte mich dieselbe Frage: Wie ist es mit mir und Bastian weitergegangen?
Also entschied ich mich irgendwann, entgegen aller Pläne, eine Art Fortsetzung für „Das Leben, Zimmer 18 und du“ zu schreiben und beschrieb in „Eins plus eins macht Leben“ meine ganz persönlichen Erfahrungen mit meiner Form der Depression und wie sie mich auch nach den schlimmsten Phasen der Krankheit im Alltag begleitete. Und von meinem Leben mit Bastian.

Wieder erreichte mich daraufhin viel Post. Und man fragte mich, wann denn der dritte Teil der Trilogie erscheinen würde.
Trilogie?
Was für ein Trilogie?
Ich musste lachen.

Ich steckte mitten in der Arbeit an meinem ersten richtigen Taschenbuch, richtig im Sinne von Veröffentlichung in einem Verlag, und hätte gar nicht gewusst, was für einen Sinn ein drittes „Leben“-Buch haben sollte.
Und doch, irgendetwas schlummerte noch immer in mir. Es zog an meinen Händen, als wollte es die Tastatur selbst bedienen, suchte mich in den wenigen ruhigen Minuten vor dem Schlafengehen und kurz nach dem Aufwachen heim.

Morgen für Morgen.
Abend für Abend.
Tag für Tag.

Warum ich es verdrängt habe? Weil mir allein der Gedanke, wieder etwas Autobiografisches in die Welt hinauszulassen, albern erschien.
Ich meine, wer bin ich denn, um drei (!) Werke zu veröffentlichen, in denen ich das Leben und die Welt aus meiner Sicht beschreibe?
Promis veröffentlichen Biografien und haben Fans, die sie lesen. Meinetwegen auch irgendwelche Fernsehköche oder Spielerfrauen. Oder die sogenannten It-Girls, die bestenfalls Tochter von Beruf sind, und sich allein deshalb dazu berufen fühlen, der Welt die einzig richtige Ernährung und Lebensweise aufzudrängeln.
Und ich? Ich bin weder Promi noch Fernsehköchin. Und ein It-Girl schon gar nicht. Gibt es überhaupt It-Girls mit Konfektionsgröße 42?
Und doch, mit „Der Tag, an dem mir das Leben schrieb“ schließt sich nun nach „Das Leben, Zimmer 18 und du“ und „Eins plus eins macht Leben“ der Kreis meiner ersten autobiografischen, sogenannten „Leben“-Trilogie, die eigentlich nie eine Trilogie werden sollte. Aber wie so oft hat das Leben seinen eigenen Plan.

Der Weg zum eigenen Ich scheint steinig und endlos. Doch wie stark ist ein Traum, wenn man den Mut verliert, danach zu suchen? Und wie viel Kraft hat die Liebe, um aus der Ziellosigkeit herauszufinden?
Immer unterwegs zu neuen Ideen, immer zwischen den Worten. Die Liebe zu den Worten ist für die Autorin Nancy eine geradezu lebenswichtige. Umso schmerzlicher ist die Erkenntnis, dass ihr die Freude am Schreiben nach einer Depressionserkrankung scheinbar verloren gegangen ist. Doch das Leben hat seinen ganz eigenen Plan und hält eine ganz besondere Mission für sie bereit …