Brian S. Pratt las als Taxifahrer in seinen Standzeiten gerne dicke Fantasyschmöker; doch er las schneller, als seine Lieblingsautoren schreiben konnten. Also legte er selbst los und verfasste in sagenhafter Geschwindigkeit mehrere fette Romane: „The Morcyth Saga“ (sieben Bände) und „The Broken Key“ (drei Bände). Er selbst umschreibt seine Eignung zum Autor vorsichtig: „Ich verwende nicht gerade die Worte, die in traditionellen Büchern verwendet werden, manche sagen auch, mein Stil ist primitiv.“
Egal. Warum sich mit Kleinigkeiten aufhalten – Brians Werke waren zu Beginn „voller Fehler, vor allem was Grammatik, Rechtschreibung und Interpunktion betrifft“ aber „in den folgenden Ausgaben wurde das meiste davon korrigiert“.
Brian suchte erst gar nicht nach einem Verlag, sondern veröffentlichte sein erstes Buch selbst auf Smashwords. Die ersten Leserreaktionen waren vernichtend („Im Präsens zu schreiben wirkt amateurhaft“) und die Umsätze rundeten dieses Bild ab – im ersten Quartal 2009 nahm Brian gerade 7,92 $ ein. „Ich bekam den Scheck an meinem Geburtstag. Cool! dachte ich, jemand hat mein Buch gekauft!“
Das taten danach noch mehr Leute: im dritten Quartal 2010 lautete der Scheck auf 18.692,- $ und im vierten Quartal 2010 auf 25.500,- $. 2011 wird er wohl über 100.000 $ verdienen. Wie hat Brian S. Pratt das geschafft? Auf seiner Homepage hat er einige Tipps zum Eigenverlag veröffentlicht, die ich hier in 10 Punkten zusammenfasse:
1.) Zeige dich deinen Lesern
Lege eine Homepage an. Schreibe über dich und lasse deine Leser wissen, wer Du bist. Falls Du selbst nicht über SEO („Search Engine Optimization“) Bescheid weißt: frage einen Freund, der dir hilft. Ich ergänze: Autoren sollten sich überlegen, ein Blog zu betreiben, um ihre Leser ein wenig an ihrem Leben teilhaben zu lassen. (Siehe Amanda Hockings Blog, der übrigens ein ganz normaler Gratisblog von Googles Blogger.com ist).
2.) Sei erreichbar für deine Leser
Veröffentliche eine E-Mail Adresse, über die deine Leser mit dir in Kontakt treten können, und antworte auf alle Mails! Nur wenn Du zulässt, dass deine Leser eine Bindung zu dir aufbauen, wirst Du mehr Bücher verkaufen.
3.) Nutze die Möglichkeiten des sozialen Web’s
Nutze Twitter und Facebook, melde dich mit deinem Autorennamen an, teile deine Ideen und Gedanken. So kannst Du deinen Namen bekannter machen. Lege eine Profilseite in Amazon an; in der Folge kann es sinnvoll sein, auch innerhalb von Amazon oder beispielsweise über Google Adwords Werbung für deine Produkte zu schalten.
4.) Beteilige dich an Diskussionen
Mache in Foren mit und zeige, was Du schreibst. In Deutschland sind das beispielsweise das Literaturforum oder die schreibwerkstatt, daneben gibt es viele Genreforen wie fantasy-foren oder das scifi-forum. Verlinke von deinen Forenposts immer auf deine Website!
5.) Mache dein Buch so attraktiv wie möglich
Gestalte ein gutes (!) Cover für dein Buch, am besten lasse es von jemandem machen, der das kann. Bücher mit amateurhaften Covern verkaufen sich schlechter. Bedenke, dass der erste Eindruck deines Buches „sehr klein“ rüberkommt, denn das Bild des Titels wird in den Listen von Amazon oder anderer Anbieter stark komprimiert. Das Cover muss trotzdem deutlich erkennbar sein und den Wert deines Werkes präsentieren.
6.) Stürze dich nicht in Unkosten
Veröffentliche ein eBook und denke über Print erst nach, wenn man dich danach fragt. Brian verkauft pro 100 eBooks ein Papierbuch.
7.) Mache deinen Kunden die Kaufentscheidung leicht
Eintausend mal 99 Cent ist besser als hundert mal 5 Euro. Also lege den Preis nicht zu hoch an. Bedenke, Du bist ein unbekannter Autor: warum sollte jemand 9,90 € auf dich setzen?
8.) Nutze deine Bücher, um mehr zu verkaufen
Veröffentliche mehrere Bücher und mache eines davon so billig wie möglich. Dieses Buch ist der beste Werbeträger für dich; falls Du dir Werbung leisten möchtest, bewirb immer dieses günstigste Buch! Weise in deinen Büchern immer auch auf deine anderen Bücher hin!
9.) Sorge für wertvolle Bewertungen
Alle Verwandten und Freunde müssen bei der Bewertung mithelfen! Es darf keines deiner Bücher bei Amazon oder iBooks stehen, ohne wenigstens ein paar aussagekräftige Kritiken (müssen nicht nur positiv sein…) zu haben. In einer sinnvollen Kritik muss stehen: Warum hat mir das Buch gefallen? Was macht es interessant? Warum sollte man es kaufen? Zitiere in der Kritik eine Anekdote aus dem Buch.
10.) Gib nicht auf!
Du wirst mit deinem ersten Buch weniger einnehmen, als du denkst. Lasse dich davon nicht einschüchtern. Mach weiter! Laut US Statistiken des letzten Jahres verkaufen die meisten eBooks nicht mehr als 200 Exemplare, und davon die meisten unter hundert Stück. Eine Chance, mehr Leser zu erreichen, gibt es nur, wenn Du als Autor am Ball bleibst – wenn du von zehn Büchern im Monat jeweils 100 verkaufen kannst, sind das zusammen tausend Stück!
Quelle: Interview mit Brian S. Pratt, Brians Homepage
Ich glaube das macht Mut, ein eBook zu verfassen. Ich sag Dir Bescheid, wenn Du es rezensieren sollst.
Der extended media Blog ist halt immer ein Gewinn.
Gute Tipps für angehende Autoren. Was der beste Verkaufspreis ist, sollte man ausprobieren. Nicht immer hat das billigste eBook die höheren Verkaufszahlen. Noch ein guter Tipp: Nicht an Verlage binden, die zahlen anstatt 35% oder 70% (Amazon) nur rund 5% Tantiemen (Print-Ausgabe). Viel Glück!
Jason Born
Gute Tipps!
Allerdings: das mit dem Kaufpreis ist trügerisch. Ich habe jetzt schon mehrfach gehört: „Ein solch günstiges Buch kann nicht gut sein, warum sollte ich es mir also kaufen?“, statt (wie man ja hoggt): „Ein solch günstiges Buch tut meinem Geldbeutel nicht weh!“