Am Morgen des Wandertags blitzte die Septembersonne ermutigend über den Dächern von Neukölln und beschien das kleine Grüppchen, das am Hermannplatz mit einem erwartungsvollen Strahlen in den Augen dem Gang in die Kunstgalerie entgegenfieberte. Klein war das Grüppchen, weil die anderen dreiundzwanzig Schüler bei McDonalds frühstückten, und zwar Chicken McNuggets. Sie spülten sie mit Bubble Tea herunter … (ein Gastbeitrag von Anne Stern)
Das ist mein Job und ich liebe ihn: Ich erkläre Onur das Plusquamperfekt („War ich gewesen? Whalla, wie übertrieben reden Sie denn, Frau Stern?“) und rappe für ein Schülervideo in der Hasenheide. Ich tröste verzweifelte Privatschülerinnen auf der Reise nach Rom, weil sie den Papst verpasst haben. Und ich leide mit, wenn die Aufsätze meiner Schüler wegen akuten Liebeskummers ins Melodramatische abgleiten (Zitat: „Goethes unglückliches Liebesgedicht gefällt mir sehr, da ich selber auch gerade abgeschossen wurde.“)
Geben Sie es zu – jeder möchte wissen, was hinter verschlossenen Klassenzimmertüren abgeht. Die Stimmung gegenüber dem Lehrer mag zwischen Bewunderung und Neid für eine Berufsgruppe schwanken, die gefühlt das halbe Jahr in den Ferien abhängt und sich die andere Hälfte an Kindern und Teenagern emotional abreagieren darf. Aber wer ist er – oder sie?
Von der nullten Stunde bis zum Hitzefrei bin ich Frau Stern („Die von Deutsch. Nich die Fette“) und versuche, meinen Job so gut wie möglich zu machen. Auch nach dem letzten Klingeln hört der aber nicht auf, denn Onur, Marisa und Timmy begleiten mich in meinen Gedanken und verfolgen mich bis in meine Träume. „Ach Frau Stern, heulen Sie doch“, sagt Onur so schön, doch ich entscheide mich meistens dazu, lieber zu lachen. Und ich hoffe, dass ich auch meine Leser zum Lachen über den Irrsinn der Berliner Schullandschaft bringen kann.
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Nullte Stunde: Neues aus der Schule
Feuerwehrlehrer, so werden die jungen Vertretungslehrer in Berlin genannt …
Der allgegenwärtige Lehrermangel in Berlin bewirkt abstruser weise, dass immer weniger Lehrer fest angestellt werden: der Senat hat dafür den „Vertretungsleherer“ erfunden, der jederzeit für wenig Geld als Aushilfe die vakanten Stellen füllt. So auch Anne Stern, die in diesem sehr heiteren Buch vom ersten Wandertag bis zur Abifahrt nach Rom, zwischen Notenkonferenzen und Workshops die Tücken moderner Pädagogik meistert und schließlich das werden darf, was sie immer sein wollte: Lehrerin. Für alle Eltern, die wissen wollen, wie es wirklich an der Schule zugeht! „Witzig, bissig, herzlich …“ (Leserin) (5 Rezensionen / 5,0 Sterne) (140 Seiten) – hier günstig kaufen oder gratis leihen!
Die häufigste Frage an mich als Autorin lautet immer wieder: Ist das wirklich so passiert? Und dann sage ich: Meine Geschichten sind fast genauso passiert, manchmal etwas übertrieben erzählt, aber immer sind sie wahr. Ich möchte keine Botschaft vermitteln und keinen Ratgeber verfassen, will mich nicht rächen oder meine Tätigkeit glorifizieren. Das Leben und Arbeiten an einer Schule ist so voller Leben und Ironie, so komisch, absurd und gleichzeitig wunderbar, dass ich meine Leser einfach gerne in diesen Kosmos mitnehmen möchte. Und ich lache dabei am lautesten über mich selbst.