Zwischen den blutigen Schlachtfeldern der „Military SF“, den Cyber-Digitalwelten und den Dampfraumschiffen der Steampunker hat klassische Science Fiction im Stil eines Heinlein, Asimov oder Lem einen schweren Stand. Hier öffnet sich eine Nische für selbstverlegende Indie Autoren. Rolf Pleß hat sich den Traum, selbst ein eBook zu schreiben, erfüllt und berichtet auf xtme über seine Erfahrungen – Schreiben, Konvertierung, Verkaufsplattformen, Bewertungen und Marketing.
„Wespenfalle“ ist ein Indie eBook mit allen Ecken und Kanten. Ja, man findet hin und wieder einen Flüchtigkeitsfehler im Text, und ja… mit Lektorat wäre das Buch vielleicht noch konziser geworden. Trotzdem liest sich die Geschichte einer hoffnungsvollen Sternenfahrt gut und spannend: Als die Mannschaft der ersten interstellaren Expedition aus dem Reiseschlaf erwacht, findet sie sich weitab vom geplanten Ziel in einem unbekannten System wieder. Eines ist klar: Der Kurs wurde nach dem Start von einem Besatzungsmitglied manipuliert. Die Suche nach dem Schuldigen beginnt – doch da lauert noch eine Gefahr im Weltraum …
Rolf Pleß hat sich für ein Interview auf xtme bereit erklärt.
Wie kamst Du zum Schreiben? „Eigentlich schlummerte in mir schon immer der Wunsch, ein Buch zu schreiben. Leider hatte ich erst Zeit dazu, nachdem ich aus dem Fondsmanagement ausgestiegen bin. Schreiben ist eine wunderbare Sache, besonders im Bereich Science-Fiction. Es entstehen Welten und Figuren im Kopf, die Probleme in ihrem Kosmos lösen müssen. Jeder Autor hat ein Bild im Kopf, das er vermitteln will. Und gibt es etwas Schöneres, als wenn beim Leser genau diese Welt erneut erschaffen wird?“
Als Selbstverleger steht Dir kein Lektor zur Seite. „Ohne einen Lektor auszukommen, ist nicht einfach. Für die erste Ausgabe habe ich mich nur auf die Rechtschreibkontrolle von „Word“ verlassen. Ich war erschrocken, wie viele Fehler schon allein die Testversion Duden 8.0 gefunden hat. Natürlich hatte ich den Roman sorgfältig durchgesehen, aber ich befürchte, dass jeder Autor bei der Prüfung des eigenen Textes irgendwann betriebsblind wird. Das erste Update mit vielen Korrekturen habe ich bereits veröffentlicht.“
Auf welchen Plattformen hast Du „Wespenfalle“ veröffentlicht? „Veröffentlicht habe ich auf Amazon, XINXII und Neobooks. Dies sind nach meiner Erkenntnis die einzigen Anbieter, die unentgeltlich veröffentlichen und keine Ausschließlichkeitsklauseln haben. Da ich beim Start keinerlei Vorstellungen von Verkaufszahlen hatte, wollte ich die Kosten niedrig halten. Daher habe ich auch auf die ISBN-Nummer verzichtet und auf gedruckte Exemplare. Das einzelne Buch wäre bei geringer Auflage zu teuer gewesen. Außerdem bin ich fest davon überzeugt, dass der Trend in Richtung eBook geht.“
War die Konvertierung des eBooks kompliziert? „Die Konvertierung bei Amazon war für mich kein Problem. Ein möglichst wenig formatiertes Word Dokument hochladen und das war alles. Auch bei XINXII lief es ähnlich ab, Neobooks verlangte das Kopieren der einzelnen Kapitel in einen Texteditor. Bisher habe ich von Amazon Lesern nur einmal die Rückmeldung bekommen, dass der rechte Rand zu groß sei. Ich habe dieses Problem bei mir nicht gehabt, allerdings kommt mein „echter“ Kindle erst in den nächsten Tagen. So kann ich die Texte nur auf der Kindle PC Version überprüfen. Nicht gelungen finde ich die Umsetzung bei Neobooks in das ePub Format. Der Text weist bei normalen Absätzen große Lücken auf, die beim Einstellen nicht vorhanden waren.“
Wie bist Du auf den Preis von 3,99 € gekommen? „Wenn man als neuer Indie Autor sein Buch veröffentlicht, dann wäre es vermessen, sich an der Preisgestaltung der Verlage zu orientieren. Diese haben eBooks preislich oft nur geringfügig unterhalb von normalen Büchern angesiedelt. Das stellt für freie Autoren eine große Chance dar, auf das eigene Werk aufmerksam zu machen. Wenn der Klappentext dem potenziellen Leser zusagt, dann steht dieser vor der Entscheidung, ob er sich auf einen Kauf einlassen soll. Wenn er nicht viel dabei verlieren kann, wird er eher den Kaufbutton drücken. Wie ich aus Rückmeldungen weiß, spielt das Preis-Leistungs-Verhältnis eine große Rolle. Wer ein Buch eines Indie Autors kauft und sich gut unterhalten fühlt, der wird bei einem geringeren Preis hoffentlich immer noch ein gutes Gefühl haben, selbst wenn er einige Fehler findet.“
Und wie verkauft sich „Wespenfalle“? „Das lässt sich einfach beantworten: Verkäufe laufen fast ausschließlich über Amazon. Das Buch hat es einige Tage unter die Top 100 im Kindle Shop gebracht und war mal kurz Nummer 46. Keiner war davon mehr überrascht und erfreut als ich. Bei XINXII geht wenig um (zurzeit habe ich das Buch dort offline gestellt, um später die neue Version hochzuladen). Neobooks ist eher ein Forum für Autoren, von denen man Rezensionen erhalten kann.“
Welche Erfahrungen hast Du mit Bewertungen gemacht? „Die sind so unterschiedlich wie die Menschen selbst. Bei Neobooks habe ich ausschließlich sehr gute Rückmeldungen bekommen, will diese aber nicht zu hoch bewerten. Bei Amazon reicht es von einem Stern bis zu fünf Sternen. Generell gilt: Wenn die Kritik sachlich begründet ist, dann kann und will ich gerne damit leben. Daraus wird man nur lernen. Leider muss man manchmal auch sehr negative Bewertungen ertragen, die unwahre Unterstellungen enthalten und mit dem Inhalt des Buches nichts zu tun haben.
Mein zugegeben etwas naiver Wunsch wäre, dass sich jeder Rezensent bei der Beurteilung fragt, was er für den gezahlten Preis bekommen hat und nicht einen soliden Kleinwagen mit einem Modell der Luxusklasse vergleicht.“
Als Indie Autor bist Du auch für das Marketing zuständig: „Außer im Bekanntenkreis habe ich nur in wenigen Foren auf das Buch aufmerksam gemacht. Insofern bin ich sehr erstaunt und natürlich erfreut, wie gut das Buch angenommen wird.“
Willst Du meinen Lesern noch etwas mitteilen? „Beim Schreiben geht es um Freude. Ich habe sie, wenn die Ideen sprudeln – und hoffentlich auch der Leser, wenn er mit dem Buch unterhaltsame Stunden verbringt. Wenn man dies erreicht, ist es schon ein großer Erfolg.“
Rolf Pleß bietet sein Werk mit entwaffnender Ehrlichkeit an: „Dieses Buch erscheint ausschließlich als E-Book, um dem Leser durch Vermeidung von Kostenfaktoren wie Papier, Druck, Verlagskosten und der Buchhandelsmarge eine spannende Lektüre zu einem niedrigen Preis anbieten zu können. Da es daher ohne Lektor auskommen musste, können Flüchtigkeitsfehler nicht ausgeschlossen werden. Wer gerne danach sucht oder sich darüber aufregt, der sollte sich den Kauf überlegen.“